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15.02.2003     Erhohlung am schönsten Rastplatz der Tour/ Zeit für ein paar kritische Gedanken

 

Wir erwachten mit der aufgehenden Sonne. Dieser 4. Tag unserer Tour sollte uns zur Erholung, vor allem aber der weiteren Akklimatisierung dienen. Wir hatten also Zeit. Und während um uns herum bereits Aufbruchstimmung herrschte, genossen wir diesen herrlich klaren Morgen. Was für ein Panorama! Hatte uns der Berg noch am Vortag seine ziemlich ungemütliche Seite gezeigt, präsentierte er sich jetzt in atemberaubender Schönheit. Der Gipfel des Kibo erschien zum Greifen nah, Heim- und Kersten-Gletscher blitzen in der klaren Morgenluft. Davor erhebt sich, noch im Schatten, dunkel und bedrohlich eine fast 300 m hohe Steilwand, im Jargon ‚breakfast’ genannt, da man sie als erste Hürde am Morgen auf dem Weg zum nächsten Camp überwinden muß. Als kleine Punkte sahen wir die ersten Träger durch diesen wohl schwierigsten Abschnitt der Route klettern. Am nächsten Morgen wäre die Reihe auch an uns…

Wir breiteten die Schlafsäcke in der Sonne zum Trocknen aus, die dünne Eisschicht auf unserem Zelt begann abzutauen und wir betrieben erstmals seit unserem Start wieder eine ausgiebigere Körperpflege. An einem sonnigen Fleckchen nahmen wir unser Frühstück, während sich das Camp um uns vollständig leerte.

Wir fanden die Zeit, die einzelnen Trupps etwas genauer zu beobachten. Sagenhaft, was da auf den Berg geschleppt wurde. Eine Schweizer Truppe ließ sich tatsächlich einen regelrechten Pavillion für die Einnahme ihrer Mahlzeiten aufbauen, inclusive Campingtischen und Klappstühlen! Vor dem Abmarsch wurde dann auch noch der Rucksack den Trägern aufgebuckelt – ‚dann lasst euch doch gleich den ganzen Berg hochtragen’ schoß es mir durch den Kopf.

Bereits zu Beginn war uns das teilweise katastrophale Schuhwerk einiger Träger aufgefallen. Und damit jetzt durch diese Wand? Unvorstellbar, was diese Jungs hier leisteten. Leider weiß man vorher nicht, wie die jeweilige Agentur ihre Träger ausrüstet. Ordentliches Schuhwerk und einigermaßen wetterfeste Kleidung wären wohl das Mindeste. Es ist wohl aber eher so, dass die Träger von der Straße aus angeheuert werden und für ihre Ausrüstung selbst verantwortlich sind. Wäre auch akzeptabel, wenn sie wenigstens von den Agenturen pünktlich einen vernünftigen Lohn erhielten, um sich diese Dinge auch leisten zu können. Das ist aber, wie wir hörten, keinesfalls selbstverständlich. Somit sind sie einerseits zuallererst auf ein angemessenes Trinkgeld am Ende der Tour angewiesen. Andererseits springt man damit jedoch ungewollt für das miese Verhalten einiger Agenturen in die Bresche, die nun weiß Gott einen satten Preis verlangen. Leider ist dieses Procedere zur Zeit noch alternativlos. Wünschenswert wäre es jedoch, dass zumindest Anbieter aus Europa dem Treiben der Agenturen vor Ort auf die Finger schauen.

Was ‚African Trails’ betrifft, können auch wir nichts Genaues über die Gepflogenheiten dieser Agentur sagen. Fakt war aber, dass zumindest Schuhwerk und Kleidung von Trägern und Koch einigermaßen den Anforderungen entsprachen und uns beim Gesamtpreis der Anteil für die Träger ausgewiesen wurde.

Am späten Vormittag schulterten wir unseren Rucksack und stiegen das Barranco-Tal auf der gleichen Route wie am Vortag hinauf. Ziel war der Lava-Tower auf 4.655 m Höhe. Einerseits wollten wir etwas die Gegend erkunden, andererseits aber zur Akklimatisierung nochmals auf über 4.500m aufsteigen. Zwar zogen erneut dichte Wolken auf, doch blieb es diesmal trocken. Nach knapp 4 Stunden kehrten wir zurück aus dieser rauen, mit den riesigen Senecien seltsam unwirklich wirkenden Landschaft. Die Höhe hatte uns weniger ausgemacht, als befürchtet.

Gegen Abend füllte sich das Camp wieder, doch trafen jetzt deutlich weniger Gruppen ein als am Vortag. Offensichtlich lichteten sich die Reihen… Ein weiterer Besuch des ‚outhouses’ stand auf dem Programm, die Probleme waren ähnlich wie am Abend zuvor.

Trotzdem sind diese Dinger eine ganz feine Sache. Wir hatten viel gelesen über die zunehmende Verschmutzung und die ökologischen Probleme am Berg. Sicher waren auch wir nun ein Teil des Problems geworden, doch beruhigte der untrügliche Eindruck unser schlechtes Gewissen etwas, dass die Parkverwaltung mit Nachdruck und durchaus erfolgreich an deren Bewältigung arbeitet. An jedem Camp existieren inzwischen diese ‚outhouses’, gebaut über eine tiefe Grube im Fels, sodaß ‚wilde Geschäfte’ und damit verbundene Verschmutzung, vor allem des wenigen hier vorhandenen Wassers, der Vergangenheit angehören dürften (vorausgesetzt, die outhouses werden auch genutzt, zumindest die Afrikaner tun es…!). Auch konnten wir zu keinem Zeitpunkt Holzfeuer beobachten. Schleppten früher wohl noch die Träger Unmengen Brennholz auf den Berg (was den Wäldern am Bergfuß nicht gut tat) oder brachen Totholz am Berg (was in der spärlichen Vegetation ebenso verheerend sein dürfte) haben inzwischen ausnahmslos Benzinkocher Einzug gehalten. Eine erfreuliche Entwicklung! Nicht ganz so ungetrübt war die Situation, was sonstigen, ‚kleinen Wohlstandsmüll’ anbetraf. Selbst ein Papiertaschentuch verottet hier nur sehr langsam, Plastikflaschen, Snickersfolie und Kronkorken wie überall auf der Welt überhaupt nicht! Leider stammten diese Spuren der ‚Zivilisation’ nur selten aus dem Fundus der Einheimischen, sodaß man doch etwas wütend sagen muß – nehmt euren Mist wieder mit dorthin, wo ihr ihn hergebracht habt! In der Regel sind leere Verpackungen leichter, als im gefüllten Zustand. Gewichtsprobleme können es also nicht sein. Wenn doch, dann habt ihr hier sowieso nichts zu suchen. Leider (oder zum Glück) versauen auch hier, wie so häufig, nur ein paar wenige Deppen die Norm. Die meisten hielten sich sehr offensichtlich an diese primitivste aller Regeln für den Aufenthalt in der Natur. Und dann steht es auch jedem frei, das eine oder andere Abfällchen aufzusammeln. Unser Clemence betrieb dies mit Akribie und hatte an jedem Abend ein kleines Säckchen voll weggeworfener Dinge vorzuweisen.

Ich hielt es für angemessen, auch einmal über diese Probleme zu schreiben, denn sie gingen uns häufig durch den Kopf. Der Rest dieses ‚Erholungstages’ verlief ohne nennenswerte ‚Zwischenfälle’, sodaß wir bald wieder wie die Murmeltiere dem neuen Tag entgegen schlummerten.

 

 

    

 

ulf.hagen@web.de