Home
Alpen 2011
Ecuador 2008
Nepal 2007
Tansania 2003
Vorbereitungen
Die Route
Aufbruch
I:  Dar-Arusha
Kibo - Besteigung
'Steckbrief' Kibo
Zum Machame Camp
DiaShow Machame
Shira Camp
DiaShow Shira Camp
Barranco Camp
DiaShow Barranco
Ein Erholungstag
Karanga Camp
DiaShow Karanga Camp
Barafu Camp
DiaShow Barafu Camp
Uhuru Peak
DiaShow Uhuru Peak
Abschied & Rückkehr
II: Zum Victoria-See
III: Tanganjika-See
Auf der Liemba
IV:Malawi-See&Ruaha
V: Zurück nach Dar
Kontakt

14.02.2003      Zum Barranco Camp (3965m)/   Moshi liegt uns zu Füßen

Startschwierigkeiten

Schon am Morgen wieder heftiger Wind, noch kälter als am Abend kommt er uns vor. Der Gipfel des Meru ist eben noch sichtbar, doch schon steigen wieder Wolken auf, noch eine Stunde, und er ist komplett eingehüllt. Gen Kibo dagegen ist die Luft noch klar. Ungefähr 10 km Weg liegen heute vor uns, der Höhengewinn ist unter dem Strich minimal, gerade einmal 125 m. Trotzdem wird es dieser Tag in sich haben. Erstmals überschreiten wir deutlich die 4000 m, am Abzweig zum Lava Tower werden es annähernd 4.500 m sein. Das ist gut so, soll uns doch diese Region zur Akklimatisierung dienen.

Nach ausgiebigem Frühstück (Rührei, Würstchen, Käse und Weißbrot) und der üblichen Packerei starten wir voller Elan. Aber es will nicht gehen. Die eigentlich moderate Steigung nimmt mir die Luft, was um alles in der Welt ist da los? Stehenbleiben, in sich hineinhören, wieder loslaufen, das gleiche Dilemma. Es dauert eine halbe Stunde, dann wird es besser. Die Höhe! Jetzt schon Probleme? ‚Das kann ja was werden’, denke ich. Christina hat irgendwie weniger Probleme, zumindest macht sie einen recht fröhlichen Eindruck. Ziemlich in mich gekehrt suche ich meinen Rhythmus, und nach einer Stunde läuft der Motor endlich rund. Trotzdem merken wir jetzt deutlicher, wie jede Tempoverschärfung ihren Tribut fordert. Nur langsam, nicht jetzt schon die Körner verbrauchen, pole pole und trinken, immer wieder trinken!

 

 

 

Riesenkreuzkräuter und eine verregnete Ankunft

Dann ändert sich sacht die Landschaft, das  Tal schneidet sich tiefer ein, der Abstieg wird steiler. Und da tauchen sie auf aus dem Nebel, triefend im Regen – die ersten Riesen-Senecien. Bis zu 3 m hohe Riesen-Kreuzkräuter, wie sie nur an wenigen Orten am Kibo so prächtig gedeihen wie hier im Barranco-Tal. Je tiefer wir steigen, umso dichter wird ihr Spalier am Wegrand. Es hört nicht auf zu regnen, im Gegenteil, Hagel mischt sich erneut unter die Tropfen. Dann endlich, voraus im Talgrund sieht man die bunten Punkte der ersten Zelte. Und kleine, silbrig glänzende Flecken – große Pfützen an freien Stellplätzen. Toll – wer wollte nochmal unbedingt sein Zelt selbst aufbauen…?

Nach mehr als 7 Stunden sind wir am Ziel. Es schifft unverändert, und so kauern wir uns erstmal ins ‚Flatterzelt’ für eine kleine Stärkung – unser Koch hat heißen Tee fertig, unsere ‚Rettung’. Doch irgendwann muß auch unser Zelt stehen, und so raffen wir uns schließlich auf. In Windeseile steht das Unterzelt, Überzelt drüber, abspannen, kleinen Wassergraben ziehen, fertig. Und der Regen auch - fertig!! Der Berggott ist ein kleiner Schalk, ganz offensichtlich, was wir (und unsere Träger) aber schon wieder mit einem Lachen quittieren können. Die Anstrengung des Tages beginnt, von uns abzufallen, und wir erkunden noch etwas das Gelände. Das Camp steht auf einem weitausladenden Plateau kurz vor einem steilen Abbruch hinunter in die Ebene von Moshi, entstanden vor geraumer Zeit durch einen gewaltigen Bergsturz.

Nach dem Abendessen lichten sich die Wolken. 3000 m unter uns beginnen die Lichter von Moshi zu blinken, Ruhe kehrt ein im Camp. Eine faszinierende Stimmung, wir sitzen auf einem Fels, einfach nur so, und genießen diesen einzigartigen Ort.

 

 

 

My first outhouse & eine letzte Handybotschaft

Dann regt sich bei mir die Natur. Was unser Koch an Köstlichkeiten die letzten Tage auf den Tisch brachte, wollte jetzt mit ultimativem Drang nach draußen! Ich gebe zu, dass das bei mir, trotz aller Naturliebe, außerhalb des vertrauten ‚heimischen Örtchens’ schon immer für Unbehagen sorgte. Auf einer Paddeltour in Mecklenburg gelang es mir, über rekordverdächtige 5 Tage die Natur zu überlisten. Bei völligem Wohlbefinden! Doch jetzt schlug wieder die Stunde der Wahrheit. Bewaffnet mit den nötigen Utensilien begab ich mich in eines der kleinen ‚outhouses’, um es nach 10 Minuten im Zustand der völligen körperlichen Erschöpfung wieder zu verlassen. Ohne auf Details einzugehen – als Mann ist man nun mal nicht darauf trainiert, über Minuten in der erforderlichen Position zu verharren. Und die dünne Luft in fast 4000 m Höhe sind auch überhaupt nicht der Ort, dieses zu trainieren. Selbst die unverbaute Aussicht über die Ebene von Moshi von diesem wohl exklusivsten Abtritt Afrikas nahm ich nur unbewusst war. Schließlich begannen die Lichter vor meinen Augen zu tanzen und ich beendete dieses kräftezehrende Abenteuer. Draußen sank ich Christina, die mich vor Besuchern mit gleichen Bedürfnissen bewachte, in die Arme – es war vollbracht! Nach einer Viertelstunde spürte ich auch wieder meine Beine und kroch, zugegeben ein wenig stolz, in meinen Schlafsack. Was für ein Tag!

Warum auch immer wir unsere Handies dabei hatten und gerade an diesem Abend nach ihnen kramten – wir hatten tatsächlich Empfang! Und so schickten wir noch ein paar Nachrichten an Eltern und Freunde in die Nacht, bevor wir in einen tiefen Schlaf fielen.   

ulf.hagen@web.de