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V: Zurück nach Dar
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08.02.2003     Aufbruch in ein unbekanntes Land

 

Ganz ehrlich, bei keiner unserer Reisen zuvor hatte ich ein so eigenartiges Gefühl, als die Wohnungstür hinter uns ins Schloß fiel. Wo führt sie uns hin? Was wird uns erwarten? Was tun wir da eigentlich?? Spätestens jedoch, als wir unsere Unmengen an Ausrüstung ins Auto gepackt hatten, war die Welt wieder in Ordnung und wir fuhren durch eine neblige, kalte Nacht nach Frankfurt in unser schon bekanntes und bewährtes Domizil, dem Achat-Hotel in Frankfurt/ Langen. Hier steht das Auto trocken, sicher und preiswert, die Zimmer sind noch bezahlbar und ein entspannter Start am nächsten Morgen, nach einem kräftigen Frühstück, ist garantiert. Der Shuttle-Service brachte uns zum Flughafen und kurz drauf standen wir auch schon am check-in von Gulf Air. Und hier die erste böse Überraschung! Klar wussten wir, dass wir, nun ja, ‚etwas’ mehr als die erlaubten 20 kg pro Person mitführten. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch, wie VIEL mehr das war (schließlich wiegt man ja zu Hause). Als ich es jedoch auf der Gepäckwagenanzeige quasi amtlich verfolgte, wie es sich mit jedem Stück addierte und die Miene der wirklich netten Dame am Schalter sich proportional dazu in einen Ausdruck unglaublichen Staunens veränderte, wusste ich, dass es diesmal nicht gut gehen würde. Und so kann ich nur alle warnen, den Bogen allzu sehr zu überspannen – es ist ein teures Vergnügen!!! Trotz großer Kulanz mussten wir einen Großteil als Übergepäck bezahlen, und unsere Stimmung war kurzzeitig auf dem Tiefpunkt. Da ich Christina versprochen habe, niemals zu verraten, wieviel wir für welche Gepäckmenge bezahlt haben, werde ich auch hier darüber schweigen. Aber ein Tip – bei mehr als 20 kg drüber die Sache als Frachtgut deklarieren, das vorher mit der Airline abstimmen, und mit etwas Glück, kriegt man das Zeug billliger auch im gleichen Flieger mit.

Der Flug verlief problemlos und entspannt mit stop over in Bahrain und Zwischenlandung in Nairobi. Guter Service für (relativ) wenig Geld. Auf dem kurzen ‚Hüpfer’ von Nairobi nach Dar, die Maschine hatte sich inzwischen deutlich geleert, hatten wir dann zum ersten Mal Gelegenheit, das große Ziel unserer Reise aus der Vogelperspektive zu betrachten – den Mount Kilimanjaro. Als würde er uns willkommen heißen, präsentierte sich eine grandiose Gipfelsicht, und wir konnten erstmals die Dimension dieses Berges erahnen.

 

 

  

Majestätisch - der Kibo-Gipfel

 

 09.02.2003     Ankunft in Dar/ Eine fremde Welt

 

Pünktlich 9 Uhr setzte die Maschine auf und wir kurze Zeit später erstmals den Fuß auf afrikanischen Boden. Was für ein Gefühl! Und das Gepäck? Vollständig und unversehrt nahmen wir es in Empfang. Die Passkontrolle durchquerten wir als Erste. Wir waren scheinbar die Einzigen ohne Visum, der zuständige Beamte freute sich somit über uns als seine einzigen Kunden und drückte uns ohne viel Aufhebens den Stempel in den Paß. Assante!

Dann standen wir in der Ankunftshalle - mit 3 Tonnen Gepäck und voll banger Erwartung.Halten die per mail getroffenen Absprachen mit den Auto-Vermietern? War das überwiesene Geld letzlich ‚private Entwicklungshilfe’, oder garantierte es uns für die nächsten 6 Wochen die Verwirklichung unseres großen Traumes? Die Absprachen hielten!! Auf einmal stand er vor uns, dieser alte Mann. Und als er uns eindeutig als ‚seine Mzungus’ identifiziert hatte, konnten wir ihn nur schwer davon abhalten, uns gesamtes Gepäck allein ins Auto zu wuchten.  Wir stiegen ein, und ab ging die Fahrt durch Tansanias heimliche Hauptstadt. Als unser Faher damit  begann, mir die Qualitäten des Fahrzeugs inclusive Geheimfach und Geheimfach im Geheimfach zu erklären, wusste ich, dass wir auch schon in ‚unserem Landcruiser’ saßen. Zugegeben, ich war erstmal etwas, sagen wir – verunsichert. Der Tacho zeigte 170.000 km, etwas neuer hätte er ruhig sein können!. Und beim vorsichtigen Rundumblick (unser Fahrer hatte gerade den Boden des Geheimfaches ausgebaut) beschloß ich, dieses Gefährt auf den Namen ‚Eisenschwein’ zu taufen. Nach 30 Minuten Fahrt (das Geheimfach war wieder vollständig montiert) dann Ankunft bei Evergreen Car. Als typische Europäer hatten wir nun einen schicken Empfangsraum erwartet, aber wir waren schließlich in Afrika! Etwas ungläubig betraten wir ein kleines Büro inmitten einer rummeligen Ladenstraße. Doch dann wurde es professionell. Akribisch leisteten wir die Restzahlung, setzten unseren Vertrag auf und beluden unser Eisenschwein. Letzteres jedoch nicht ohne Hilfe der halben Werkstattbelegschaft, des Chefs persönlich und eines in der Nähe postierten Straßenpolizisten. Nachdem auch noch ein zweiter Ersatzreifen Platz gefunden, 2 (auch äußerlich eindeutig als Benzinkanister erkennbare) Plastikbehälter aufgeworfen und diverses Kartenmaterial verstaut war, folgte eine herzliche Verabschiedung (vom Chef, der halben Werkstattbelegschaft und dem Polizisten) und wir stürzten uns in den chaotischen Verkehr von Dar.

Ziel war das Silver Sands Hotel im (ruhigeren) Norden von Dar, denn wie auf all unseren Reisen wollten wir auch hier den Großstadtrummel so schnell wie möglich hinter uns lassen. Beim Erreichen der Vororte bekamen wir einen ersten Eindruck von afrikanischer Geschäftigkeit. Am Straßenrand Werkstätten aller Art zur Reparatur von allem Möglichen. Verkaufsstände, vollbepackte Einachser, die (wie auch immer) von einem einzigen Mann durch das Getümmel gewuchtet wurden, Frauen in kunterbunten Kleidern, die lachend ihre Lasten auf dem Kopf balancierten – und Menschen über Menschen. Halb Afrika schien immer gerade dort und immer zu Fuß unterwegs zu sein, wo wir auftauchen. Eindrücke, wie sie uns immer wieder begegneten und uns immer wieder faszinierten. Wir waren angekommen in einer fremden, aber aufregenden Welt!

So erreichten wir schließlich das Silver Sand, und waren froh, hier zunächst Ruhe zu finden. Wir bezogen einen kleinen Bungalow  und nahmen, nach Aktivierung der Klimaanlage, am Nachmittag ein Bad im (pisswarmen) Indischen Ozean. Kurze Aufregung gab es dann am Abend, als sich ein zunächst nicht definiertes Schwimmobjekt dem Ufer näherte. Aus dem Nichts tauchte bewaffnete Security auf und erinnerte uns daran, dass auch hier die Angst vor Anschlägen noch oder wieder allgegenwärtig war. Erleichterung, als sich herausstellte, dass es sich um eine verendete Meeresschildkröte handelte. Wir ließen den Tag mit einem kühlen Bierchen im Restaurant am Strand ausklingen. Und als nach Einbruch der Nacht  Einsiedlerkrebse mit ihren Schneckenhäusern unter unserem Tisch entlang ihre Bahn zu ziehen begannen und eine stattliche Krabbe sich an der Bambusbalustrade aus dem Sand grub, beschlossen wir, es sei für heute genug mit Afrika und fielen ziemlich k.o. in unsere Betten.

 

ulf.hagen@web.de