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17.02.2003     Barafu Camp (4.540m)/ Mondlandschaft vor dem Gipfelsturm

 

Wieder empfing uns ein klarer, sonnendurchfluteter Morgen. Diese Stunden sind wohl die schönsten an diesem Berg, wir genossen sie immer ausgiebig und ließen uns, so es die bevorstehende Etappe zuließ, immer etwas Zeit.

Noch einmal lagen 7 km vor uns. Das Gelände sollte wenig anspruchsvoll sein. Immer wieder waren einzelne Felsrücken zu überwinden, wie ein Band zog sich der Pfad durch die jetzt wüstenartige Landschaft. Kein Wasser, kein grün, nur Felsbrocken, große Steinplatten - hier hätte man die Mondlandung filmen können…

Wir erreichten die West-Ost-Wetterscheide, und tatsächlich hielt hier eine unsichtbare Kraft die von Westen herandrängenden Wolken vom Überspringen dieser Abbruchkante ab. Diese Wetterscheide ist der Grund für die zunehmende Trockenheit an der Ost- und Nordostseite des Berges. Am markantesten ist dies wohl auf der Rongai-Route, die sich von Norden den Berg hinaufschlängelt. Kein Baumbewuchs stört hier den weiten Blick in den kenianischen Tsavo-Nationalpark. Eine Tour, die uns auch noch einmal reizen würde…

Weiter ging es dem Tagesziel entgegen. Wir mussten jetzt doch mit unseren Kräften haushalten, selbst ein kurzer Ausflug hinter einen Fels zur Verrichtung des bei diesen Trinkmengen nahezu stündlich erforderlichen kleinen Geschäftes brachte uns außer Puste. Dann erblickten wir den Grat, auf dem unser letztes Lager liegen sollte, und auf dem wir in der folgenden Nacht dem Gipfel entgegenstreben wollten. Wie eine große Himmelsleiter schwang er sich sanft (so schien es aus der Ferne!) dem Kraterrand entgegen und mündete dort in den Rebmann-Gletscher. Wir verharrten einige Minuten- fast am Ziel unserer Wünsche. Der Berg gab den Blick frei auf die letzte, große Aufgabe.

Auf dem Grat angekommen empfing uns ein stürmischer Wind. Er heulte zwischen den riesigen Felsbrocken und fetzte am bereits stehenden ‚Küchenzelt’, sodass ich mir ernsthaft Sorgen machte, es könnte jeden Moment über die schroffe Kante hinab ins Tal saußen. Wir suchten ein kleines, einigermaßen windgeschütztes Plätzchen zwischen den mannshohen Felsbrocken und bauten mit viel Mühe das Zelt auf. Jetzt waren wir froh, uns doch für die ‚Oberklasse’ im Zeltsortiment entschieden zu haben.

Erst danach wanderte unser Blick hinüber zum Sattel, über den die Normalroute (auch Marangu- oder ‚Coca-Cola-Route genannt…) verläuft, hin zum Mawenzi. Der Dritte im Bunde dieser erloschenen Vulkane ragte mit seinen zerklüfteten, teilweise noch schneebedeckten Gipfeln in den dunkelblauen Himmel – ein sagenhaftes Panorama!

Wir warteten noch auf weitere Gruppen, doch blieben wir, zusammen mit einem Team, dass weiter oben zwischen den Felsen lagerte, allein. Und so gingen wir auf Phototour, der Mawenzi im wechselnden Licht des Abends bot eine unerschöpfliche Fülle an Motiven. Immer wieder richteten wir dabei auch unsere Blicke hinauf auf den Kamm, sahen ganz oben den Rebmann-Gletscher und bekamen noch einmal ungeheuren Respekt vor der Aufgabe, die da in der kommenden Nacht vor uns lag. Wir wollten es unbedingt versuchen, doch würden wir es schaffen…?

Dann stieß ich auf das wohl exponierteste ‚outhouse’ am gesamten Kilimanjaro! Wer auch immer auf die Idee gekommen war, es an den Rand des vielleicht 50m abfallenden Geröllhanges zu setzen hatte entweder einen ganz verschlagenen Humor oder eine kühne Vorstellung von Architektur.

Die untergehende Sonne ließ die Spitzen des Mawenzi erglühen, wie ein Flickenteppich lagen einzelne Wolken über der Ebene und wir verabschiedeten den roten Feuerball in der Hoffnung, ihn am nächsten Morgen vom Gipfel des Kibo begrüßen zu können.

‚Lippe’ bereitete uns erneut ein ausgiebiges Abendessen, welches wir jedoch diesmal größtenteils verschmähten. Es ging einfach nichts rein, viel zu aufgeregt waren wir, und vielleicht verdarb uns jetzt auch die Höhe ein wenig den Appetit. Er trug’s mit Fassung, und so zogen wir uns ins Zelt zurück, der Rucksack für den Gipfelsturm musste gepackt werden.

Noch einmal die Stirnlampen checken, unnötigen Ballast rauswerfen, die Power-Riegel verstauen (die wir bisher, dank ‚Lippe’, umsonst mitgeschleppt  hatten) und die warmen Sachen für den Aufstieg bereitlegen. Wir krochen in unsere Schlafsäcke und versuchten wenigsten noch ein wenig zu schlummern, doch vergebens. Wir fieberten dem Gipfel entgegen, der immer stärker werdende Sturm rüttelte am Zelt, unruhige Stunden bis zum letzten, entscheidenden Aufbruch.

 

ulf.hagen@web.de