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03.03. – 04.03.2003          Im Gombe Stream National Park

 

Vereinbarungsgemäß fanden wir uns am Morgen um 8 Uhr an der ‚Aqua Lodge’  ein, wo bereits ein kleiner, motorisierter Holzkahn auf uns wartete. Wir verluden unsere Habseligkeiten, überwiegend bestehend aus den für eine 2tägige Selbstversorgung nötigen Utensilien, und los ging die Fahrt.

Bald lag die Bucht von Kigoma und der Hafen hinter uns, und wir tuckerten bei mäßigem Wellengang gen Norden. Die Hügel am Ufer waren sämtlich baumlos, immer wieder passierten wir malerisch am Ufer gelegene kleine Fischerdörfer. Am Strand lag ausgebreitet der Dagaa-Fang der letzten Nacht, hoffnungslos überfüllte ‚Lake Taxis’ bringen die Menschen von einem Dorf zum nächsten.

Nach knapp 3 Stunden erreichten wir die Parkgrenze, erkenntlich am jetzt dichten Baumbewuchs an den sich aufschwingenden Berghängen. Kurz darauf wies eine zwischen zwei Masten aufgehängte Holztafel den Eingang zum Park.

 

Der Gombe Stream National Park in Stichworten:

- kleinster Nationalpark Tansanias (Nord-Süd-Ausdehnung rund 15 km)

- gelegen am Fuß der bis zu 1000m hohen Msekela Hills

- teuerster Nationalpark Tansanias (100,- $ p.P./ Tag)

- auf Initiative der berühmten Schimpansen-Forscherin Jane Goodall 1968 zum Nationalpark erklärt

- Hauptattraktion ist die Schimpansen-Population

- noch heute genutzte Forschungsstation mit Übernachtungsmöglichkeit für Parkbesucher

 

Nach Entrichtung unserer Parkgebühr für die Dauer von 2 Tagen bezogen wir eine kleine, vergitterte Bucht im ‚guesthouse’. Das sicher romatischere Zelten am Seeufer erschien uns wegen der herumlungernden, und nur auf eine Gelegenheit zum Diebstahl wartenden Paviane nicht ratsam.

Wir waren mal wieder die einzigen Gäste im Park, und so zogen wir kurz nach Mittag in Begleitung eines Rangers auf exklusive Entdeckungstour in den Urwald.

Zwar wussten wir, dass die früher übliche Fütterung der Schimpansen in der Nähe der Station nach mehreren mysteriösen Todesfällen unter den Affen eingestellt wurden, die ‚Chimps’ also nicht mehr zu den Besuchern kamen, man sie vielmehr im dichten Wald suchen musste. Trotzdem waren wir guter Dinge, im Rahmen eines kleineren ‚Ausflugs’ bald auf eine Gruppe unserer nächsten Verwandten zu treffen.

Doch, wieder einmal, ging es nicht ganz nach unseren Vorstellungen. Vorbei an einem malerischen Wasserfall drangen wir immer tiefer in den dichter werdenden Wald vor. Bald verließen wir die Trampelpfade und kraxelten durch unwegsames Gelände die Berghänge hinauf und herunter. Immer wieder blieben wir stehen, wenn unser Ranger aufmerksam in die Tiefe des Waldes lauschte. Aber – no chimps. Weder zu hören, noch zu sehen. Nach gut 2 Stunden bereuten wir, nur einen kleinen, auch noch unerträglich nach Certisil schmeckenden Wasservorrat mitgenommen zu haben. Wir werteten es als gewissen Ausdruck der Verzweiflung, dass unser Ranger jetzt begann, die Schimpansen mit affenähnlichen Lauten zu locken. Er bekam keine Antwort. Schließlich erreichten wir den waldlosen Kamm der Hügelkette. Ein wunderbarer Ausblick auf den Urwald und den See entschädigte jedoch nicht für die versteckt bleibenden Schimpansen. Weitere 2 Stunden kämpften wir uns durch dichtes Unterholz, bis wir, ziemlich enttäuscht und abgekämpft, ins Lager zurückkehrten.

Auch unser Ranger fühlte sich wohl an der Ehre gekratzt, und so zog er in den Abendstunden nochmals los. Er kam mit der Nachricht zurück, ein frisches Schimpansennest gefunden zu haben (die Burschen bauen jede Nacht ein neues), zu welchem er uns am nächsten Morgen, gleich nach Sonnenaufgang, führen wollte. Wir schöpften wieder Hoffnung, zunächst einmal jedoch frisches Wasser aus dem See und bereiteten uns im drahtverschlagenen Vorbau unserer Unterkunft ein lecker Abendessen. Es muß darauf hingewiesen werden, dass es im Park keinerlei Verpflegungsmöglichkeit gibt, alles, einschließlich Getränken muß mitgebracht werden. Letzteres Problem lösten wir, indem wir einfach frisches Wasser aus dem See holten, was natürlich zumindest abgekocht werden muß. Will man sich auch das ersparen, hilft ein, wie auch von uns sehr erfolgreich genutzter Wasserfilter, mit welchem man sofort an bedenkenlos trinkbares (und wohlschmeckendes!) Trinkwasser kommt. Bei untergehender Sonne nahmen wir noch ein Bad im kristallklaren Wasser des Sees. Im Gegensatz zum bilharzioseverseuchten Victoria-See kann man das hier unbedenklich tun, und an die im Tanganjika vorkommenden Wasserkobras dachten wir einfach nicht. Als die Sonne hinter den Bergen des Kongo verschwand, genossen wir einfach nur noch die Ruhe und das sanfte Plätschern der Wellen. Manchmal hat Einsamkeit ihren Preis, hier war er es wert…

 

Pünktlich um 6 Uhr am nächsten Morgen erwartete uns unser Ranger, und wir zogen erneut los. Doch das Nest, welches er am Abend zuvor ausgekundschaftet hatte, war leer. Eigentlich hatten wir damit jede Hoffnung auf ein Zusammentreffen mit den Schimpansen begraben. Doch wenn du denkst, es geht nichts mehr…  Mit einem Mal deutete er nach oben, und wir entdeckten einen dunklen, bereits leicht ergrauten bepelzten Rücken. Ein Schimpanse!! Seelenruhig saß er dort, schaute hinauf ins Blätterdach, nahm uns überhaupt nicht wahr. Ich verschoß bereits jetzt einen ganzen Film, doch schließlich, schnurstracks und in Windeseile kletterte er den Baum hinunter. Auf und davon, dachte ich. Doch der alte Kamerad tat uns den Gefallen, sich nach wenigen Metern im Unterholz niederzulassen, und auf uns zu warten. Ganz vorsichtig folgten wir ihm, hielten uns jedoch in gebührender Entfernung. Es lässt sich schwer beschreiben, was einen bewegt, wenn man diesen Tieren in dieser, ihrer Welt, bis auf wenige Meter nahe kommt. Wenn man beobachtet, wie dieser alte, bereits ergraute Schimpansenmann verträumt in die Morgensonne schaut, versunken mit einem Zweig spielt, und sich, bevor er verschwindet, noch einmal zu dir umdreht, dich kurz ansieht. Noch eine ganze Weile, nachdem er verschwunden war, saßen wir hinter unserem Busch, gefangen von der Faszination dieser Begegnung.

 

Euphorisch kehrten wir zurück ins Camp. Was für ein Tag! Unter strahlend blauem Himmel bereiteten wir uns ein leckeres Frühstück, dankten nochmals unserem Ranger und bestiegen stiegen kurz vor Mittag wieder zu unserem ‚Chauffeur’ ins Boot. Es ging zurück nach Kigoma, und bereits kurz südlich der Parkgrenze ‚tobte’ wieder das bunte Leben an und auf dem See.

 

Für die letzte Nacht nahmen wir, auch dank des reibunglosen Transports zum Gombe, Quartier in der ‚Aqua Lodge’, welche wir sowohl hinsichtlich des Charterns eines Bootes, als auch bezüglich der Unterkunft nur wärmstens empfehlen können. (Das Dieselkraftwerk gegenüber ist unten am See tatsächlich nicht zu hören!)

 

ulf.hagen@web.de