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Dienstag, 17.04.2007  Lukla – Phakding (2.600 m)/  ca. 7 km

Ja, ganz recht. Der Aufstieg ins Base Camp beginnt mit einem Abstieg. Durch liebliche Landschaft führt der Weg mal bergauf, mal bergab, im Tal rauscht der Dud Koshi. Wir gönnten uns eine längere Rast vor einer netten Teelodge am Wegrand, und lernten zum ersten Mal das gewöhnungsbedürftige, aber nicht unclevere Bestellsystem der heimischen ‚Gastronomen’ kennen. Man lässt sich nieder, kurz darauf erscheint der oder die Besitzerin, überreicht eine (handgeschriebene) Speisen- und Getränkekarte nebst kleinem Buch mit Stift.  ????    Jetzt ist es Zeit für den bewährten ‚Wie-machen-es-die-anderen-Blick’. Ahja! Man schreibt seine Bestellung in das Buch, gibt es im Sinne einer Bestellung zurück und bekommt es wieder, wenn alles vertilgt ist und der Gast des Weges ziehen möchte. Jetzt vermerkt man hinter seiner aufgeschriebenen Bestellung den Preis gemäß Speisekarte, rechnet selbst (!) zusammen, legt ein kleines Trinkgeld drauf, und dann kann man gehen. Sehr geschickt. Am Ende einer Tour durch das Khumbu ist man nicht nur körperlich gestählt, sonder auch wieder fit in den Grundrechenarten…

Am Nachmittag, wenn das Ziel erreicht ist, hat man dann tatsächlich in der Summe knapp 200 Höhenmeter - verloren! Und trotzdem steckte uns die erste Etappe in den Knochen. Zu ungewohnt noch das Schleppen der schweren Rucksäcke, auch die Bergschuhe kneifen (trotz Einlaufen in heimischen Gefilden) noch an den Füßen.

Phakding, ein kleines Sherpadörfchen, liegt an einer Biegung des Dud Koshi. Im Ort gibt es einige Lodges, wir aber bezogen Quartier auf dem ausgedehnten Terrain einer Lodge direkt am Ufer des rauschenden Dud Koshi. Die erste Nacht im Himalaja…!

 

Mittwoch, 18.04.2007  Phakding – Namche (3.440 m)/  8,5 km

‚Wecken’ kurz nach Sonnenaufgang. Wir fühlten uns frisch, die Temperaturen waren angenehm, und die Selbstanfertigung des Frühstücks konnten wir zugunsten einer Kanne Kaffee und ein paar gebratener Eiern mit Toast bei den netten Jungs der Lodge (allesamt leidenschaftliche Cricket-Spieler) ausfallen lassen.

Gegen Zehn waren wir wieder auf dem Weg, die Mühen des Vortages waren vergessen, sollten sie doch harmlos sein gegen das, was uns am Ende dieses Tages erwartete. Ab jetzt ging es stetig bergauf, wenngleich zumindest anfangs noch gemütlich auf gutem Weg. Es ist einiges los. Trekker, die entgegenkommen, jede Menge Träger, die nahezu unglaubliche Lasten talaufwärts schleppen, und immer wieder Yaks, bzw. (hier unten noch häufiger) diese seltsame Kreuzung aus Yak und Rind, Zopkyos genannt. So gutmütig sie auch aussehen mögen – ihre Hörner sind immer wieder ein Argument, ihnen den Vortritt zu lassen und (bergwärts!) zur Seite zu treten.

Kurz nach Mittag erreichen wir Monjo (2.835 m) und damit den Eingang zum ‚Sagarmatha National Park’. Das Gebäude wird gerade umgebaut, es ist erstaunlich wenig los. Bezahlen müssen wir nicht, das haben wir ja bereits in Kathmandu erledigt. Also nur Permit vorlegen und natürlich registrieren lassen. Versäumt man dieses (nicht einmal unbedingt aus böser Absicht), erwacht ein scheinbar dösender, kleiner Mann, welcher unauffällig am Wegrand auf einem Stein sitzt zu plötzlichem Leben und bittet höflich, aber bestimmt zum ‚Ticket-Counter’.

Noch ein kurzes Erinnerungsphoto (wir sind jetzt nicht nur im Himalaja, nein, wir sind jetzt im Everest-Nationalpark!!!), dann geht es kurz und steil wieder bergab ans Ufer des Dud Koshi. Beeindruckend die hier besonders groß an die Felsen gemalten Gebetsformeln. Man wird unweigerlich daran erinnert, dass eine Wiederkehr aus der fremden Welt, in die wir vordringen, keine Selbstverständlichkeit ist und Jahr für Jahr eine Vielzahl von Bergsteigern den Rückweg nicht mehr antreten…

Immer wieder queren Hängebrücken den Flusslauf. Manch eine schwankt bedenklich, auch die Höhe ist häufig recht sportlich. Doch schon bald schätzt man diese Brücken, ersparen sie einem doch den sonst mühsamen Ab- und Wiederaufstieg zur anderen Talseite. Im Übrigen gibt es (leider?) nur noch wenige der alten Holzbrücken. Fast ausnahmslos sind diese ersetzt durch neue Hängebrücken aus Stahl. Und diese machen durchaus den Eindruck, als seien sie durch den TÜV-Rheinland abgenommen worden…

Gegen 16 Uhr dann, schon ziemlich müde, erreichten wir die letzte, bezüglich ihrer Höhe spektakulärste Hängebrücke vor Namche. Im einsetzenden leichten Regen gönnten wir uns eine letzte Rast, dann nahmen wir sie in Angriff – die ‚steile Rampe’ von Namche. Von Anbeginn windet sich der Weg durch einen Kiefernwald steil den Berg hinauf. 600 Höhenmeter gilt es zu überwinden, der Weg ist häufig ausgewaschen oder führt über Felsstufen. Und das am Ende eines bereits langen Tages! Es dauert keine Stunde, und jegliche Freude ist verflogen. Auch die Sherpas, die sicher noch ungleich mehr Last zu tragen haben, haben aufgehört zu schwatzen und zu singen, sind ganz auf’s gehen bedacht. Immer wieder stehen bleiben, verschnaufen, Kraft sammeln. Wir nehmen die Rucksäcke nicht mehr von den Schultern, zu mühsam und schmerzhaft ist das Wiederaufsetzen.Stattdessen haben wir uns von den Sherpas den Trick abgeschaut, stehend den Stock unter die Krackse zu klemmen. Das entlastet die Schultern für einige wohltuende Minuten und verschafft Luft zum Verschnaufen. Immer höher geht es hinauf, immer wieder eine neue Biegung, und – kein Ende in Sicht! Der Wald gibt keinen Blick auf einen möglichen Gipfel frei, das Unterfangen erscheint endlos.

Irgendwann, gut zweieinhalb Stunden später, dann endlich die ersten Häuser von Namche! Es dauert noch eine weitere halbe Stunde, bis wir im Ort angekommen sind, mit unseren Kräften ehrlich und offen – völlig am Ende. Nur den Rucksack von den Schultern! An irgendeiner Straßenecke ließen wie uns erstmal nieder, es war inzwischen fast dunkel geworden. Eigentlich wollte ich noch eine Möglichkeit zum Zeltaufbau erkunden, doch schlug mir bei der Befragung der Einheimischen völliges Unverständnis entgegen. In Namche zeltet man nicht mehr…? So richtig bös waren wir nicht. Noch ein paar Schritte, und wir bogen in die erste, einigermaßen saubere Lodge ein – ‚Hotel Namche’. Ein Glücksgriff in jeder Beziehung, wie sich herausstellen sollte. Noch ein paar Minuten, und wir saßen in einem kleinen, sauberen Zimmerchen, nebenan sogar eine kleine Dusche und Toilette, der Himmel auf Erden. Nach  einer halben Stunde war ich sogar wieder in der Lage, meine Arme zu heben, und die letzte ‚Herausforderung’ des Tages bestand darin, noch einmal die Treppe hinaufzusteigen in den Gastraum, und bei einem leckeren Abendessen nicht schon am Tisch einzuschlafen…

 

Der Rotter lügt!

Nein – das tut er nicht wirklich. Vielmehr war das Buch ‚Everest Treck’ von Peter Rotter, neben einigen anderen auch, eine wertvolle Hilfe bei der Planung und auf dem Treck vor Ort.

ABER:  Im Hinblick auf die gesamte Tour müssen wir sagen – der Rotter neigt fast ausnahmslos in seinen Wegbeschreibungen zum Untertreiben! Wir haben es nie geschafft, auch nicht, als eine gewisse ‚Gewöhnung’ an unsere schwere Last eintrat, die veranschlagten Gehzeiten auch nur annähernd einzuhalten. Selbst wenn man unterstellt, es würde vom Gehen mit leichtem Tagesrucksack ausgegangen, erschienen rückblickend an manchen Abenden die veranschlagten Gehzeiten des Tages als definitiv zu kurz, vor allem im Hinblick auf eine ausreichende und allmähliche Höhenanpassung. Vorsicht also, wer das Buch zur Tourplanung benutzt.

Ebenso lässt die Beschreibung des Wegcharakters nach unserem Dafürhalten oft zu wünschen übrig. Häufig hat man beim Lesen den Eindruck, die nächste Etappe hätte den Charakter einer lockeren Rennsteigwanderung. Das hat sie auf keinem Abschnitt der Tour! Irgendwo habe ich sogar gelesen (war’s im Rotter?), man könnte bis auf eine Höhe von 4.000 m  mit Treckingsandalen steigen. Bloß nicht!! Immer wieder, schon auf den ersten Etappen, sind z.T. sehr unwegsame Abschnitte zu überwinden, steile Hängen hinabzusteigen und Geröll- und Steinstufen zu überwinden. Wer (im harmloseren Fall) eine Verstauchung des Sprunggelenkes riskieren will, noch bevor er den Everest nur gesehen hat, der trage Sandalen…!

Also – ausreichend Zeit einplanen, und von Anbeginn festes Schuhwerk. Dann klappts auch mit ‚Big E.’..

 

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ulf.hagen@web.de